Der Brucker Karpfen
Schon von Alters her nennt man die Brucker gerne die Karpfen. Der Sage nach soll einst über Bruck ein regenreiches Gewitter niedergegangen sein, so dass der Sulzbach das viele Regenwasser nicht mehr fassen konnte und das Bachufer arg überschwemmte. Nach Rückgang der Überschwemmung hat ein eifriges Bäuerlein auf seiner Sulzbachwiese nach dem Rechten gesehen. Bei der Beseitigung des Schlammes und des sonstigen Unrates entdeckte er plötzlich ein Lebewesen, das sich in den Unratmassen auf- und abbewegte, nach Luft schnappte und heftig mit dem Schwanze schlug. Das Bäuerlein glaubte einen verdreckten durstigen Vogel vor sich zu haben, fasste ihn und rannte so viel er konnte seiner Behausung im Markte zu und gab das für einen Vogel gehaltene Geschöpf in ein altes leerstehendes Vogelhaus. Gar schnell sprach es sich in der Nachbarschaft herum, welchen Fang das Bäuerlein gemacht hat. Die neugierigen Nachbarn kamen alsbald hinzu und schütteten mit dem Finder fleißig Wasser in den Käfig in der Erwartung, dass der Vogel alsbald vom Schlamm befreit zu singen beginnen würde. Als allmählich die Bewegungen des Findlings immer seltener wurden und schließlich ganz und gar endeten, hatten sie wahrgenommen, dass der vermeintliche Vogel nicht mehr zu retten war. Großes Erstaunen soll dann die Beteiligten erfasst haben, als ihnen angeblich ein hinzugekommener Nittenauer Bürger eröffnete, dass das tote Tier im Vogelhaus nicht ein Vogel, sondern ein Karpfen war.
Textgrundlage von Heribert Steiner, ehem. Kreisheimatpfleger von Bruck (09.10.1980)